HCHE Research Results liveNeue Forschungsergebnisse zu Qualität im Krankenhaus
28. März 2014, von Andrea Buekow
Woran erkenne ich als Patient die Qualität eines Krankenhauses? Wie lässt sich diese messen und vergleichen? Wie beeinflusst der Ressourceneinsatz die Qualität der Behandlung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung „Qualität im Krankenhaus – Evidenzbasierte Perspektive für die Versorgungssteuerung“, die das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) heute in Hamburg durchführt. „Die Qualität in der Versorgung bekommt gerade nicht zuletzt durch die geplante Gesundheitspolitik der neuen Koalition eine besondere Aufmerksamkeit“ so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor beim HCHE. Das HCHE stellt hierzu zwei gesundheitsökonomische Forschungsarbeiten vor und diskutiert diese mit Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, und Dr. Ulrich Wandschneider, Vorsitzender der Asklepios-Konzerngeschäftsführung, vor rund 120 Gästen.
Mit der Qualitätsoffensive für die stationäre Versorgung, die im Koalitionsvertrag verankert ist, sind verschiedenste Maßnahmen verbunden, unter anderem auch für den Laien verständliche, transparente und vergleichbare Qualitätsberichte der Kliniken. Genau hier setzt der Qualitätsindex, eines der beiden vorgestellten Forschungsarbeiten, an: Mit dem Index, der zusammen mit der BARMER GEK entwickelt wurde, sollen Aussagen zu einem Leistungsbereich für möglichst viele Krankenhäuser getroffen werden. Das Krankenhaus erhält für den betroffenen Leistungsbereich eine aggregierte Indexbewertung, die anschließend als Ampelsystem dargestellt wird. Patientinnen und Patienten können darüber dann gezielt das Krankenhaus wählen, das mit grün, also mit gut, bewertet wurde. Wesentlich ist, dass die Gewichtung auf Basis statistischer und objektiver Kriterien und nicht auf Grund subjektiver Einschätzungen erfolgt. „Ziel des Qualitätsindex ist es, Patientinnen und Patienten ein Instrument an die Hand zu geben, mit dem sie in Zukunft gezielt das beste Krankenhaus für die angestrebte Behandlung wählen können“, erklärt Jun.-Prof. Dr. Rudolf Blankart, Forscher am HCHE. Exemplarisch wurde der kardiologisch-stationäre Bereich zur Entwicklung des Qualitätsindex herangezogen. „Auf Basis dieser ersten fundierten Forschungsarbeit werden wir nun weitere Schritte anstreben, zum Beispiel eine Übertragung auf andere Leistungsbereiche“, so Dr. Christoph Straub von der BARMER GEK. Der Qualitätsindex erhöhe die Transparenz und könne darüber hinaus den Wettbewerb unter den Krankenhäusern zum Wohle der Patientinnen und Patienten erhöhen; allerdings werde ein Einsatz in der Praxis noch eine Weile dauern, so Straub.
In dem zweiten Forschungsprojekt ging es darum zu überprüfen, ob Veränderungen des Ressourceneinsatzes zu messbaren Änderungen der Versorgungsqualität führen. So zeigt die Studie „Cost & Quality: Wie beeinflusst der Ressourceneinsatz die Qualität der Behandlung?“ am Beispiel des Herzinfarktes, dass mehr Ressourcen tatsächlich auch mehr Qualität bringen. Dabei konnten die Forscher um Prof. Dr. Tom Stargardt vom HCHE ermitteln, dass die Erhöhung der Ressourcen um 100 Euro die 1-Jahres-Sterblichkeit des durchschnittlichen Patienten in der Stichprobe von 8,70 auf 8,66 Prozent senkt. Umgerechnet entspricht dies Mehrausgaben von circa 267.000 Euro für ein zusätzlich gewonnenes Lebensjahr. Die Kosten können sich dabei sowohl auf mehr Personal als auch auf technologieintensivere Leistungen beziehen. „Diese Forschung verdeutlicht den Trade-off zwischen Ressourceneinsatz und Qualität“, so Prof. Tom Stargardt und verweist darauf, dass „bei gegebenen Budget Mehrausgaben auf der einen Seite immer auch zu einem geringeren Budget für eine andere Indikation führen. Dies ist letztendlich eine politische beziehungsweise gesellschaftliche Entscheidung.“ Untersucht wurden für diese Studie die Daten von über 12.000 Herzinfarktpatienten, die Messung der Qualität bezog sich auf den Erfolg der medizinischen Maßnahme.
Der größte privatwirtschaftliche Klinikbetreiber in Europa, die Asklepios Kliniken, „hat sich die wichtigen Themen Qualität und Transparenz schon seit vielen Jahren auf die Fahnen geschrieben und nimmt deshalb in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle ein. Zum Beispiel als Mitbegründer des Online-Portals Qualitätskliniken.de, auf dessen Seiten Interessierte und Patienten schon heute weit mehr zur Qualität und vor allem zur Patientensicherheit in den teilnehmenden Kliniken erfahren als gesetzlich vorgeschrieben ist“, erklärt Dr. Ulrich Wandschneider.